Ernährungstherapie von AIDS-Patienten
Hauptproblem: Durchfall
Das Hauptproblem bei der Bekämpfung des Wasting Syndroms ist der sich häufig (bis zu 90%) einstellende Durchfall (Diarrhö). Diese ist bereits bei Patienten zu beobachten, die noch nicht die Symptome der AIDS-Erkrankung aufweisen. Durch die häufigen Darmentleerungen tritt zunächst ein latenter Wasser- und Elektrolytverlust auf. Dieser kann durch geeignete Getränke (z.B. Mischung aus Mineralwasser und Fruchtsäften) kompensiert werden.
Resorptionsstörungen
Andauernder Durchfall führt häufig zu Resorptionsstörungen, die wiederum Mangelerscheinungen zur Folge haben. In der Praxis bedeutet dies einen weiteren Anstieg des ohnehin erhöhten Nährstoffbedarfes, d.h., dass eine vitaminreiche Kost die Grundlage für eine Therapie darstellt. Dies betrifft insbesondere die Mikronährstoffe Selen, Zink, Folsäure, Vitamin B6 (Pyridoxin) und Vitamin B12 (Cobalamin).
Enterale und parenterale Ernährung
Aufgrund der Resorptionsstörungen und der bei der Zubereitung auftretenden Nährstoffverluste ist eine zusätzliche Gabe in Tablettenform meist unerlässlich. Bei der oralen Behandlung kommt es häufig zu Komplikationen wie Übelkeit und Erbrechen, so dass eine optimale Versorgung nicht gewährleistet werden kann. In diesen Fällen erfolgt eine enterale Ernährung mit Hilfe von Nasogastralsonden bzw. PEG. Die hier verwendeten nährstoffdefinierten Formeldiäten enthalten einen hohen Anteil MCT (medium-chain triglycerides), die bei Malabsorption bis zu zwei Drittel des Fettbedarfes decken können. Erst wenn diese Art der Ernährung nicht möglich ist, sollte parenteral ernährt werden. Die enterale Ernährung ist der parenteralen vorzuziehen.
Proteinzufuhr
Um dem Gewichtsverlust vorzubeugen, sollte die Proteinzufuhr erhöht werden, da der bei chronischen Infektionen häufig auftretende Substanzverlust zudem die zelluläre Immunität verschlechtert. Die Nahrung sollte Protein mit hoher biologischer Wertigkeit enthalten, was durch den gleichzeitigen Verzehr von tierischem und pflanzlichem Eiweiß (Mischkost) realisiert werden kann. Die Nahrung sollte mindestens 0,8g Protein/kg Körpergewicht enthalten.
Ernährungstherapie
Es scheint so, dass spezielle Formeldiäten, die reich an sogenanntem enterotrophen Eiweißhydrolysat, ω-3-Fettsäuren und β-Carotin sind, dem Katabolismus entgegenwirken und somit die Lebensqualität des Patienten erhöhen. Neben anhaltender Diarrhö gibt es mehrere Faktoren, die die Kachexie begünstigen, z.B. Infektionen der Mundhöhle, des Magen-Darm-Traktes und des Zentralnervensystems.
Da das Ausmaß des Durchfalls mit der Menge der aufgenommen Nahrung korreliert, haben viele Patienten Angst vor der Nahrungsaufnahme, was den Gewichtsverlust zusätzlich fördert. Deshalb erscheint es bei der Therapie des HIV- bzw. AIDS-Erkrankten am sinnvollsten, die Ursache der Kachexie, nämlich die Diarrhö und die verschiedenen Infektionen, zu beseitigen. Ein relativ neuer, vielversprechender Therapieansatz ist die Behandlung der Patienten mit Delta-9-Tetrahydrocannabinol, dem Wirkstoff der Cannabis-Pflanze (Cannabis sativa).
Linktipp: Weitere Informationen zur gesunden Ernährung gibt es bei gesund.co.at.
Quelle: Rauh M., Müller C.: Einsatz von Cannabis bzw. Delta-9-Tetrahydrocannabinol in der AIDS-Therapie., 1999