Lebensmittellexikon
Equol
Equol (4',7-Dihydroxyisoflavan) ist eine Substanz aus der Gruppe der Sekundären Pflanzenstoffe, die durch Bakterien der Darmflora aus dem Isoflavon Daidzein gebildet wird. Welche Bakterienstämme dafür verantwortlich sind, ist bislang nicht eindeutig geklärt. Vermutet werden Streptokokken, Milchsäurebakterien und Bifidobakterien.
Equol-Bildung im Darm
Nur etwa ein Drittel (kaukasische Bevölkerung) bis die Hälfte (Japaner) der Menschen können aus Daidzein Equol bilden. Die Ursache scheint eine unterschiedliche Besiedelung mit Darmbakterien zu sein. Auch eine hohe Fettzufuhr wirkt sich negativ auf die Equolbildung aus.
Bei den "Equolbildnern" ist der cholesterinsenkende und entzündungshemmende Effekt einer sojareichen Ernährung höher als bei Personen, die kein Equol bilden können.
Wirkungen von Equol
Equol ist nach dem Verzehr von Daidzein-reichen Lebensmitteln wie z.B. Soja in Blut und Harn nachweisbar. Es besitzt eine leichte östrogenaktivität (0,1% der Steroid-östrogene) und kann an die östrogenrezeptoren ERα und ERβ binden (Daidzein nur an ERβ). Es ist weist somit eine stärkere biologische Wirkung als Daidzein auf.
Equol stimuliert das SHBG
Im Reagenzglas (in vitro) stimuliert Equol das Sex-Hormone-Binding Globulin (SHBG). Dabei handelt es sich um ein in der Leber gebildetes Eiweiß, das im Blutplasma Geschlechtshormone (östrogene, Androgene) bindet. Je höher die SHBG-Konzentration ist, desto mehr Geschlechtshormone sind gebunden und biologisch inaktiv.
Es konnte festgestellt werden, dass Patientinnen mit Brustkrebs die niedrigsten SHBG-Konzentrationen im Blutplasma und die geringste Equolausscheidung aufweisen. Somit könnte ein Zusammenhang zwischen Brustkrebs und der Aufnahme bzw. Bildung von Equol bestehen.
Ein ähnlicher Effekt könnte den möglichen Schutz vor Prostatakrebs erklären. Frei zirkulierendes DHT (5α-Dihydrotestosteron) - ein Abkömmling des männlichen Geschlechtshormons Testosteron - stimuliert das Wachstum der Prostata. Eine verstärkte Bindung an SHBG wiederum kann die biologische Aktivität des DHT herabsetzen.
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- Bioaktive Substanzen in Lebensmitteln
- RÖMPP Lexikon Lebensmittelchemie
- Lehrbuch der Lebensmittelchemie
- Chemie: Das Basiswissen der Chemie. Mit Übungsaufgaben